Giuseppe Baj
Die Familie Baj erzeugte Panettoni und Süsswaren seit der Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, aber es war der “offellajo” (Konditor) Giuseppe Baj – im Jahr 1839 geboren-, der die Marke bekannt machte und das Produkt weit verbreitete.
Nach einigen Jahrzehnten von Tätigkeit in der “Via Broletto”, im Jahr 1872 eröffnete Giuseppe am Domplatz die Confetteria Baj, als Verkaufsstelle für eine intensive Herstellung von Panettoni, Schokolade und anderen Süsswaren, “in einer grossen Anlage mit Wasserkraft und Dampf”.
Diese Aktivität hatte viel Glück in der ganzen goldenen Epoche vor dem Ersten Weltkrieg, mit einem wachsenden landesweiten Erfolg und einer fortwährenden Expansion der Exporte.
“Glücklicherweise” konnte Giuseppe die Gräueltaten des Ersten Weltkrieges und die daraus resultierende Unterbrechung des internationalen Handels nicht sehen; dann folgten autarkische Politiken und der Panettone wurde meistens in Italien verkauft.
Das Grab von Giuseppe Baj befindet sich auf dem Monumentalfriedhof in Mailand. Dank seinem künstlerischen und architektonischen Wert wurde es mit anderen 25 Gräbern für eine Studie auserwählt, sowie auch für eine von dem Mailänder Polytechnikum organisierte Ausstellung.
In den dreissiger Jahren wurde der Panettone Baj von einigen der Söhne von Giuseppe weiter hergestellt, unter denen Alfredo – Grossvater von Cesare und Urgrossvater von Tomaso- und Luigi, aber auf handwerklicher Ebene, sehr weit von dem Prunk der Vergangenheit; gegen Ende des Jahrzehntes verschwand der Panettone Baj, zusammen mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
Seit der Nachkriegszeit erlebte der Mailänder Kuchen einen richtigen Boom und konnte nochmals Momente von Geschmacksglück in den Häusern der ganzen Welt anbieten. Man musste aber bis dem Jahr 2016 warten, um das Wiedererscheinen des Panettone Baj begrüssen zu können, dank der Erben Cesare und dessen Sohn Tomaso. Sie haben das Glück gehabt, sowohl das ursprüngliche Rezept als auch eine Menge Erinnerungsstücke der persönlichen und Industriegeschichte des Vorfahren zu erben, die trotz der unzähligen Generationswechsel, Umzüge, Weltkriege und Veränderungen in der Aktivität der Familienmitglieder glücklicherweise intakt geblieben sind.